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Ausstellung »Rubber-Art« der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Gesamtschule eröffnet
Von Hendrik Uffmann
Stieghorst(WB). Mehr als 200 Kunstwerke aus aller Welt sind derzeit in der Stadtteilbibliothek Stieghorst zu sehen. »Eingesammelt« wurden sie von Schülern der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Gesamtschule für die Ausstellung »Rubber Art«, mit der sie das »Mail Art«-Projekt der Schule fortführen.
Für die jetzige Ausstellung haben die 18 Schülerinnen und Schüler des Ästhetikkurses der Jahrgangsstufe 10 sich mit dem Thema Porträt beschäftigt und sind dabei den Weg von dem immer populärer werdenden »Selfie« – dem mit der Digitalkamera oder dem Smartphone aufgenommenen Selbstporträt – zurück zur handwerklichen Arbeit gegangen, erklärt Peter Küstermann, der als »Mail-Artist« des Kulturzentrums BÜZ in Minden das Projekt unter Leitung von Lehrerin Marion Börtz begleitet hat. »Jeder Schüler hat ein Selfie aufgenommen, das dann als Vorlage diente, um einen Porträt-Stempel zu erstellen«, erläutert Küstermann.
Ähnlich wie beim Linolschnitt hatten die Schüler ihre Konterfeis aus Radiergummis geschnitzt, von deren englischer Bezeichnung der Ausstellungsname »Rubber Art« stammt. Aus den so entstandenen Porträts, die als Stempel dienen, wurde dann ein Motiv ausgewählt, mit dem eine Postkarte gestaltet wurde. Diese verschickten die Schüler dann an 5000 Adressen auf der ganzen Welt, die ihnen Peter Küstermann aus dem weltweiten Netzwerk der »Mail-Artisten« zur Verfügung gestellt hatte, um die Empfänger um Beiträge für die Ausstellung zu bitten.
Allein dabei hätten die Teilnehmer des Projekts viel gelernt, betont Küstermann. »Die Anschreiben wurden auf Englisch verfasst, außerdem haben sie sich mit den Verhältnissen in den jeweiligen Ländern befasst.«
Mehr als 200 Rücksendungen erhielten die Stieghorster Schüler schließlich – allesamt ebenfalls Kunstwerke, die mit Radiergummi-Stempeln gestaltet wurden. Aus diesen haben sie dann die Ausstellung konzipiert, die nun noch bis zum 30. Juni in der Stadtteilbibliothek Stieghorst im Gebäudekomplex der Gesamtschule am Wortkamp zu sehen ist. Unter anderem aus Australien und Neuseeland stammen die Beiträge, es habe aber auch Einsendungen aus totalitären Staaten gegeben, aus denen die Künstler ihre Werke hätten hinausschmuggeln müssen, so Peter Küstermann.
Im nächsten Schritt wollen die Schüler nun eine Dokumentation des Projekts und der Ausstellung erstellen. Dieser Katalog soll dann an alle »Mail Art«-Künstler, die sich daran beteiligt haben, verschickt werden.
Die Kunstform der »Mail Art«, so Peter Küstermann, sei vor gut 40 Jahren in den USA als Gegenbewegung zum etablierten Kunstbetrieb entstanden. Ziel sei gewesen, Werke direkt ohne Zwischenstationen wie Galerien und Kunsthändler auszutauschen – eben durch das Versenden per Post.
Das »Mail Art«-Projekt an der Gesamtschule Stieghorst läuft bereits seit 2013, als die Schüler weltweit Postkarten verschickten, um den Namensgeber der Schule Friedrich-Wilhelm Murnau bekannter zu machen. Im vergangenen Jahr gelang es dann, wie berichtet, zusammen mit der Post eine eigene Briefmarke der Schule aufzulegen.
Und das nächste Ziel steht bereits fest. Möglichst bis Ende des Jahres soll ein schuleigener Stempel entwickelt werden, erklärt Lehrerin Marion Börtz. Einen ersten Entwurf dafür gibt es bereits.
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